Category: Mongolei

Die Mongolen und die Mongolei

Von , 21. Oktober 2011 18:01

Dieser Rückblick auf unsere zwei Wochen Mongolei schildert meine persönlichen Eindrücke und Empfindungen und beinhaltet nur absolut ernst gemeinte und unumstössliche Tatsachen, teilweise unterlegt mit ein bisschen Humor, oder umgekehrt – Silvio

Die Mongolen sind Zwerge. Richtig kleine Zwerge, sogar Säbi ist grösser als die meisten männlichen Mongolen, was ja so einiges bedeutet. Daran haben sich sogar die mongolischen Pferde angepasst, die sind alle so klein gewachsen dass ich mit meinen Füssen eine Schleifspur in der mongolischen Steppe hinterlassen habe als wir einmal so einen Ausritt einem armen Pferdchen angetan haben.

Die 2.2 Millionen Mongolen lassen sich in zwei Gruppen aufteilen. Diejenigen die in der Hauptstadt Ulaanbaatar – 1 Million Einwohner und auch oft nur UB genannt – zwischen modernen Wolkenkratzern, Kloster/-ruinen, sowjetischen Schand-Blockhäusern und mongolischen Jurtenzelten ein Leben führen wie es in jeder europäischen Grossstadt geführt wird, und diejenigen die es nicht tun (der Rest eben). Es gibt eigentlich nur noch eine zweite Stadt mit mehr als gefühlten 1000 Einwohnern. Es ist dies die Stadt Erdenet welche ihr Wachstum der grössten Kupfermine Asiens verdankt.  

Die Nicht-UBler sind im 3monatigen Sommer auf immer gleich bleibenden Strecken als umherziehende Kuh-, Schaf-, Ziegen- und oder Pferdenomaden hauptsächlich mit Winterspeck anlegen beschäftigt und natürlich mit dem Abbrechen der Jurten,40 Kmweiterziehen und wieder Aufstellen der Jurten; was halt so ein Nomadentum mit sich bringt. Die Energievorräte für den ach so bald wieder einkehrenden Winter (es gibt keine Zwischenjahreszeiten, nur Sommer und Winter) müssen in dieser äusserst kurzen Zeit angefressen werden. Deshalb ist die derbe mongolische Fleischküche extrem fetthaltig und bei denjenigen Touristen gefürchtet, welche den sicheren Hafen der westlichen Speisen in UB verlassen und sich wagemutig in die wunderschöne weite Mongolei hinaus wagen, sei es in den hohen Norden in die Berge oder in den tiefen Süden in die Wüste Gobi.

Die nicht UB Mongolei ist auch deshalb ein einziger riesiger Albtraum für Vegetarier, weil Gemüse vielerorts nicht angebaut wird (wir erinnern uns, kurzer Sommer und Zack – gefriert der Urin beim Pinkeln wieder) und aufgrund des spärlichen Lebensmittelverteilnetzes nicht wirklich verfügbar ist. Bei den schlechten Strassen, die sowieso nur als Pisten bezeichnet werden und eigentlich nicht einmal diesen Begriff verdienen, weil sie so katastrophal schlecht, wirklich übel sind – und ich habe Strassen in Nepal, Zambia und Frankreich befahren, habe also so ziemlich niedrige Strassenqualitäten zum vergleichen – würde das ganze Grünzeugs auch sicherlich verwelkt sein bevor es von UB her kommend an seinem Bestimmungsort ankommen würde. Lustigerweise ist das bei uns so bekannte mongolische BBQ – ich denke für viele von uns sogar der mongolische Exportschlager schlechthin – in der Mongolei gänzlich unbekannt und nur in UB als Touristenattraktion existent. Da hatte wohl mal wieder ein schlauer Marketingmensch eine glorreiche Idee.

Apropos gute Idee: Im mongolischen Staatsfernsehen habe ich erfahren dass die mongolische Regierung eine solche hatte. Die Mongolei ist sehr reich an Bodenschätzen, hauptsächlich an riesigen Kupfer- und Kohlevorkommen. Nach jahrelangen Verhandlungen mit ausländischen Investoren wird in kürze das neu wohl weltweit grösste Kupferminenwerk in der Mongolei entstehen. Dieses Mal soll die ganze Bevölkerung von der Ausbeutung des heimischen Bodenschatzes profitieren und nicht wieder der grösste Teil des Geldes in die Taschen der ausländischen Firmen und einheimischen Politikern verschwinden. Sehr löblich diese Absichtserklärung der Regierung. Doch hier kommt eben die glorreiche Idee betreffend der Umsetzung. Es wird nun eine neue Börsenkotierte Betreiberfirma für diese künftige Mine gegründet und jeder Mongolische Bürger soll vor dem IPO Aktien im Wert von mehreren tausend US Dollar erhalten. So könne dann jeder frei entscheiden ob er die Aktien verkaufen oder zwecks Gewinnsteigerung behalten will. Nun gut denke ich mir, schöne Absicht, doch ich stelle mir dann schon die Frage wie das rein praktisch/infrastrukturtechnisch funktionieren soll in einem Land wo ausserhalb der Hauptstadt keine einzige Toilette mehr existiert, permanente Stromversorgung Glückssache ist (auch in UB), Strassen mehr Löcher als unser Emmentaler haben, Lesen und Schreiben vielerorts nicht „gebraucht“ wird, die Pest – ja, der schwarze Tod der bei uns im Mittelalter für eine ziemliche Dezimierung der Bevölkerung verantwortlich war – immer noch nicht ausgerottet wurde und über 90 Prozent der Bevölkerung vermutlich nicht einmal weiss was eine Börse ist. Ehrlich gesagt wäre ich mir nicht mal sicher dass wir so eine Geschichte bei uns hinkriegen würden. In derselben Sendung  hat sich dann auch der dafür zuständige Minister zu dieser Problematik geäussert, allerdings eher in der Richtung, dass man das Problem erkannt habe und nicht wirklich dass man einer Lösung nahe sei. Säbi und ich hoffen dennoch dass sie es irgendwie hinkriegen, denn der grösstenteils bitterarmen Bevölkerung kann man dies einfach nur gönnen.

Denn obwohl wir fast ausschliesslich mit unserem nur mongolisch sprechenden Fahrer, unserer deutsch sprechenden Dolmetscherin und den üblichen Verdächtigen (Hello Hello Wanna Buy Souvenirverkäufern und Hotelrezeptionistinnen) kommunizierten und beim ohnehin schon spärlichen Kontakt mit den mongolischen Indianern – wie die Nomaden von unserem Fahrer liebevoll abschätzig genannt wurden – aufgrund unseren nicht vorhandenen mongolischen Sprachkenntnissen auch kein wirklicher Austausch zwischen unseren Kulturen stattfinden konnte, kriegten wir die oft genannte unbedingte mongolische Gastfreundschaft zu spüren; obschon sie nicht viel besitzen sind sie bereit dies zu teilen.

Dieses Land, welches sich in jüngerer Geschichte zwischen den beiden Grossmächten Russland und China irgendwie behaupten konnte, sich nun so langsam aber sicher aus dem Vakuum löst welches nach dem Kollaps der Sowjetunion entstand und den Wechsel in eine richtige Demokratie ohne Blutvergiessen geschafft hat, fasziniert uns auf eindrückliche Art und Weise. Die Mongolei hat uns in Ihren Bann gezogen mit ihren atemberaubenden Landschaften welche von knochentrocken bis saftig Grün einfach alles bieten. In Kombination mit der interessanten Geschichte – und den z.T. noch existierenden Schauplätzen der Geschehnisse – eines Landes welches unter Dschinghis Khan ein Reich von Peking bis nach Vaduz in Anspruch nahm (ihnen ging die Eroberungspuste aus in Liechtenstein – oder so), selbst aber oftmals von unterschiedlichen fremden Herren unterjocht wurde und letztmals erst vor knapp 80 Jahren bei den stalinistischen Säuberungen zehntausende ermordete Mönche und Intellektuelle zu beklagen hatte (nebenbei wurden auch unzählige Klöster dem Erdboden gleich gemacht und tausenden Buddhistischen Figuren die Hände abgehackt und die Augen ausgestochen, danke Stalin) hat sich dieses riesengrosse Land für uns als ebenso grosse Reiseschatztruhe entpuppt.

Mongolei – wir kommen wieder…

Mongolei

Von , 3. September 2011 04:16

Unsere Jeeptour durch die Mongolei war ein einzigartiges Erlebnis, welches uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird. In diesen zwei Wochen haben wir viel erlebt, unzählige Eindrücke über Land und Leute erhalten – nicht nur positive – und einiges über die Geschichte der Mongolei erfahren. Am meisten waren wir von der Natur dieses Landes überwältigt. Wir genossen es, zwei Wochen lang fast vollständig von der Zivilisation abgeschnitten zu sein, über Hügel, Steppen, Wälder und Sanddünen zu düsen, im Niemandsland zwischen Yaks, Pferden und Schafen zu übernachten und am Morgen von den Sonnenstrahlen geweckt zu werden.

Tsagaan Suvarga

 

 

 

 

Obwohl teils sehr anstrengend haben wir auch die Fahrten auf den Waschbrettpisten genossen und heil überlebt – im Gegensatz zum Beifahrersitz, der zwischendurch mal geschweisst werden musste. Auch kulinarisch kamen wir voll auf unsere Kosten. Unsere Begleiterin Mukkhe hat uns zwei Wochen lang ausgezeichnet verköstigt und uns mit typischen mongolischen Speisen wie Tuivsan (Nudelgericht) und Khuushuur (Teigtaschen) verwöhnt. Weniger geschmeckt hat uns der Airag (vergorene Stutenmilch), welche wir aber auch nur ein Mal, beim Besuch einer Nomadenfamilie, probieren durften/mussten.

Khongoryn ElsZu den weiteren Highlights gehörten die riesige Klosteranlage Amarbayasgalant, welche wir während eines 3-tägigen buddhistischen Festes besuchten und deshalb ziemlich belebt war, das Kloster Erdene Zuu in der alten Hauptstadt Kharkorin, das Kloster Tuvkhun, zu dem man erst nach einer kleinen Freestyle-Klettertour gelangt, der Besuch eines Murmeli-Jägers während dem Znacht, die roten Felsen bei Bajanzag, die Mondlandschaft Tsagaan Suvarga und sowohl die Übernachtungen auf über 2000m im Zelt als auch die Nächte in den Gers, welche dank dem Ofen in der Mitte durchaus wärmer und gemütlicher waren. Die Mongolei hat uns wirklich begeistert, gerne wären wir länger geblieben und wären noch mehr mit den Einheimischen in Kontakt gekommen. Wir freuen uns aber auch auf unsere nächste Station, Beijing, welche so ziemlich das Gegenstück zum eben Erlebten sein wird.

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