Auroville & Pondicherry

Von , 20. April 2012 17:32

04.04.12 – 15.04.12

Matrimandir

Wir sind also in Auroville und somit bei Sili’s Götti Daniel und seiner Familie angekommen. Auroville ist eine Stadt, die in den 60er Jahren von „the mother“ basierend auf Sri Aurobindos Gesellschaftstheorie gegründet wurde, dabei von 124 Nationen symbolisch eine Handvoll Erde erhielt und heute um 2000 Einwohner zählt. In Auroville leben und arbeiten Menschen, ungeachtet von Religion, Hautfarbe oder Staatsangehörigkeit an der Erschaffung einer universellen Stadt, in der gegenseitige Unterstützung und menschliche Gemeinschaft im Mittelpunkt stehen. Wir beschreiben Auroville hier, wie wir dieses Zusammenleben erlebten, was wir aus Gesprächen und auf Touren erfuhren und was wir rückblickend darüber denken. 

International HouseAuroville selbst ist eine Ansammlung von verschiedenen Kommunen, welche in mehr oder weniger hippen Gebäuden in den – durch die Aurovillaner seit über 40 Jahren mit 2 Millionen gepflanzten Bäumen – aufgeforsteten Wäldern rund um das Zentrum, wo die Matrimandir (der goldene Golfball) steht, leben. Unter die permanenten Einwohner mischen sich viele Gäste aus aller Welt, mehrheitlich junge, BH-lose, alternativ umgeblasene (nicht angehaucht) Mädchen mit Haaren unter den Armen und an den Beinen und oftmals mit Che Guevara-Style-Männern unterwegs, alle auf der Suche nach sich selbst, einer besseren Welt oder vielleicht auch nur einem billigen Aufenthaltsort. Sadhana ForestDie alteingesessenen Aurovillaner sind in unseren Augen eher diejenigen, die sich näher auf „unserer Welt“ bewegen als diese temporären Spirittouristen. Auroville ist für uns also ein Lebensraum, der dem unseren gar nicht so unähnlich ist, der aber gezielt andere Werte in den Mittelpunkt stellt und wo die Einwohner mit den vorhandenen Mitteln manchmal extremer, manchmal weniger extrem, danach leben, ohne dabei missionarisch zu wirken oder völlig abzuspacen. Das heutige Auroville ist aber noch sehr weit von der ursprünglichen Vision von einem nicht-kapitalistischen und geldflusslosen Zusammenwirken entfernt. Die Aurovillaner gehen aber mit den realisierten Projekten, den vorhandenen Ideen und den einfachen Umsetzungen im Alltag, wenn auch nur langsam, ihrem Ziel entgegen.

Und was haben wir so in Auroville gemacht?
WatsuAls erstes chillten wir in der gemütlichen Hängematte vor unserer „neuen“ Bleibe und wurden am Abend ins Youth Center zu einem Filmabend mit anschliessendem Dosa und Kokosnuss-Chutney-Plausch eingeladen. Wir erhielten frischgepressten Saft aufs Zimmer serviert und durften von Daniel eine Watsu-Behandlung im Quiet Healing Center geniessen. Wir assen in der Solarkitchen, wo täglich 1000 Mahlzeiten nur mit Solarenergie gekocht werden, und genossen es auch wieder mal selber hinter dem Herd zu stehen und Daniel und Dariya nach einem anstregenden Arbeitstag mit einem Znacht zu verwöhnen. Wir waren am Kabir Music Festival, wo wir uns traditionelle indische Musik anhörten, die wir teilweise faszinierend fanden, teilweise aber nicht ganz für unsere Ohren geschaffen war und hatten einen unterhaltsamen Abend am Tamil New Year, wo Schulklassen verschiedene Tänze vorführten. Kabir Music FestivalWir machten eine geführte Tour durch den Sadhana Forest, wo eine veganisch-lebende Kommune das „Pee“ vom „Poo“ getrennt sammelt um beides wieder zu verwerten und erfuhren dort interessante Details über die Wiederaufforstung des Waldes nach dem Zyklon oder den Aufbau neuer Wasserversorgungsanlagen. 

Die Tsunami-Warnung auf Grund eines Erdbebens in Indonesien erreichte auch uns. Von der Hektik haben wir nicht viel mitgekriegt, vielleicht lag es auch daran, dass wir eine 1.5 Meter lange Schlange im Haus hatten, die wir mit Hilfe eines Aurovillianers wie Daniel so schön ausdrückte: „nach Draussen begleitet haben“. 

Eines der eindrücklichsten Erlebnisse hatten wir, als wir in die Matrimandir, in das sakrale Zentralgebäude durften. Speziell der Raum der Stille hat uns beeindruckt. Wie lange ist es her, dass wir in einer Umgebung waren, die quasi schalldicht von allen Geräuschen abgekapselt war und man sich so für einige Minuten nur auf sich selbst konzentrieren konnte (oder musste). 

Notre DameZwischendurch statteten wir der nahegelegenen ehemaligen Kolonialstadt Pondicherry zur Abwechslung einen Besuch ab. Wir fuhren durch das French Quarter mit den vielen gelben Hausfassaden, liessen uns vor der Mahatma Gandhi Statue mit indischen Familien ablichten, sahen uns die katholischen Bauten wie das Notre Dame oder die Basilica of the Sacred Heart an und besuchten den Garten des Sri Aurobindo Ashrams. Wir waren dann aber auch froh, aus dem lauten Pondi-Gehupe-Ghetto in das gemütlichere Auroville zurückkehren zu dürfen.  

AurovilleIm Ganzen haben wir zwei spannende, interessante und abwechslungsreiche Wochen verbracht und danken Daniel und Dariya für ihre Gastfreundschaft, Erklärungen, Tipps und alles Drum herum. Auch Auroville ist ein Ort, den wir gerne wieder besuchen möchten, schon nur um die Veränderung und Entwicklung dieser Stadt in naher oder ferner Zukunft zu sehen.

Antwort hinterlassen

Panorama Theme by Themocracy