25.03.12 – 26.03.12
Man liest oder hört ja immer wieder, wie halsbrecherisch manche Busfahrten in Indien sein können. Seit der Fahrt mit dem Localbus nach Alleppey können wir dies mit gutem Gewissen bestätigen. Trotz einigen brenzligen Situationen sind wir heil im „Venedig Indiens“ angekommen. Die Bezeichnung ist zwar eine leichte Übertreibung, da die Stadt selber nicht wirklich schön ist oder viel zu bieten hat, uns diente sie daher hauptsächlich als Ausgangspunkt für einen Trip in die Backwaters von Kerala.
Am Busbahnhof wurden wir von Dil angesprochen und fuhren mit ihm zu seinem Haus, welches in einem Quartier lag, in dem es keine andere Hostels oder Ähnliches gab, wir also die einzigen Ausländer waren. Uns hat sein Haus mit dem kleinen Vorgarten, dem Ententeich und Sascha, dem Wollknäuel-Hund sehr gut gefallen, weshalb wir gleich blieben. Wir spazierten zum Strand um uns den Sonnenuntergang anzuschauen und wurden auf dem Weg von vielen neugierigen Gesichtern beobachtet. Das Schöne daran war, sobald man die Einheimischen anlächelte, kam ein strahlendes, herzliches Lächeln zurück.
Am nächsten Tag wurden wir von Joker in seinem Kanu Oscar durch die Backwaters gegondelt. Wie bereits im Mekong-Delta dienen die Kanäle hier gleichzeitig als Badezimmer, Abwaschbecken und Abfalleimer. Wir sahen während der gemütlichen Fahrt dem Leben am Wasser zu, wurden zwischendurch bei einer einheimischen Familie mit einem leckeren Mittagessen, welches auf einem Bananenblatt serviert wurde, verköstigt und schlürften zum Zvieri genüsslich den Saft einer Kokosnuss, welche Joker uns eigenhändig von der Palme pfückte. Zum Znacht servierte uns Dil – trotz Alkoholverbot im Bundestaat Kerala – ein kühles Bier und traditionellen Kerala-Fisch, Sili kam bei so viel Chili fast ein bisschen ins Schwitzen.
22.03.12 – 24.03.12
Etwas verchrugelet kamen wir mit dem Nachtbus am Morgen um 5 in Ernakulam an und schnappten uns eine Riksha, die uns auf die andere Insel Fort Cochin brachte. Wir wurden von Jerry auf der Strasse angesprochen und wir folgten ihm durch die Gässchen der Stadt bis zu seinem Haus, wo er uns den oberen Stock zur Verfügung stellte.
Cochin ist eine ruhige, gemütliche Hafenstadt, bei welcher man den portugiesischen, britischen und niederländischen Einfluss an den Gebäuden noch klar erkennt. Viel gibt es aber nicht zu sehen oder zu tun. Wir erkundeten die kleine Altstadt, fuhren ins jüdische Viertel mit den unzähligen Antiquitätenhändler, sahen uns das inoffizielle Wahrzeichen der Kerala-Backwaters, die chinesischen Fischernetze, an, und waren vor allem vom Treiben am Hafen fasziniert, wo die Fischerboote gerade ankamen und die Fische versteigert wurden. Zudem besuchten wir eine Vorstellung des Kathakali-Theaters, ein für Südindien berühmtes traditionelles Ausdruckstheater. Wir konnten den Darstellern zuerst eine Stunde beim Schminken zuschauen, erhielten danach Erklärunen der wichtigsten Mimiken und Gesten und kamen zum Schluss in den Genuss eines Zweiäkters aus einem Liebesdrama. Die Vorstellung lohnt sich auf alle Fälle, wir haben uns bestens amüsiert.
20.03.12 – 21.03.12
Nachdem wir in Hampi gerade noch das letzte Boot über den Fluss erwischt haben, ging es mit der Riksha zurück nach Hospet und mit dem Nachtzug weiter nach Bengaluru, wo wir umsteigen mussten um nach Mysore zu gelangen.
Mysore war einst eine Handelsstadt und ist heute noch berühmt für die Produktion von Seide, Sandelholz, Duftöl und Räucherstäbchen. Es war nicht das Juwel, welches man auf einer Reise durch Südindien gesehen haben muss, sondern entpuppte sich für uns als etwas hektische Kleinstadt, in der wir es – nach so viel Ruhe und Gelassenheit in Goa und Hampi – gerade mal zwei Tage aushielten.
Trotzdem durften wir in Mysore wieder Einiges sehen und erleben: Wir fuhren mit dem Bus auf den Chamundi Hill, dem heiligen Berg, besuchten barfuss den dort oben gelegene Tempel, stiegen danach die 1200 Treppenstufen hinunter zum Fuss des Berges und besuchten auf einem Drittel des Weges Nandi, Shiva’s Ochse, welcher 1659 aus einem Stück Fels geschlagen wurde und heute von vielen Pilgern besucht wird. Am Abend sprach uns ein lustiger Kerl, der ständig Reggae-Lieder vor sich her sang, auf der Strasse an. Wir nannten ihn daher Bob Marley und hatten einen sehr unterhaltsamen Abend. Er führte uns durch die Gässchen von Mysore, in ein indisches Restaurant und – welch Überraschung – doch noch in einen Verkaufsshop für Duftöl. Wir konnten der Versuchung aber tapfer widerstehen!
Am zweiten Tag statteten wir dem Maharaja Palace einen Besuch ab. Das äussere Erscheinungsbild ist ziemlich schlicht, das Innere des Palastes mit den farbigen Fenstern, türkisen Säulen, Spiegeln und Wandmalereien war dafür umso eindrücklicher. Leider durfte man keine Fotos machen. Auch der Old Market und der Devaraja Market haben uns sehr gefallen und uns langsam aber sicher einen Eindruck des „richtigen“ Indiens gegeben.
Nach zwei Tagen sehnten wir uns nach einer etwas ländlicheren, dörflicheren Atmosphäre und stiegen in den Nachtbus Richtung Kochi.
13.03.12 – 19.03.12
Nach zwei Monaten klingelte uns tatsächlich wieder ein Wecker aus dem Bett: Der Tag der Reise nach Hampi war gekommen. Den grössten Teil der Zugfahrt von Margao nach Hospet haben wir zwar verschlafen, trotzdem nehmen wir auch von dieser Fahrt einige Eindrücke mit: vorbeiziehende, wunderschöne Landschaften, Chai- und Samosa-Duft in der Nase und Small-Talk mit neugierigen Mitreisenden, aber auch bettelnde Kinder und verstümmelte, verwahrloste ältere Menschen. Die letzten Kilometer bis nach Hampi tuckerten wir auf einer staubigen Schotterstrasse mit der Riksha und schon hier kamen wir in den Vorgeschmack, was für eine aussergewöhnliche und verzaubernde Landschaft Hampi bieten wird.
Hampi war einst die Hauptstadt des Königreiches Vijayanagar und gehört seit 1986 zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Tempelruinen aus dem 15. Jahrhundert liegen verstreut zwischen Granitfelsen, Bananenplantagen und Reisfeldern und man fühlt sich fast ein bisschen in der Zeit zurückversetzt. Natürlich konnten wir uns nur einen Bruchteil anschauen, unter anderem den Virupaksha Tempel mit seinem 50 Meter hohem Gopuram (Turm) und Lakshmi dem Tempelelefanten, den Vittala Tempel mit dem berühmten Garuda-Schrein in Form eines Tempelwagens, die Elephant Stables, wo einst elf königliche Elefanten hausten und das Queen’s Bath, wo uns eine neugierige Eule beobachtete. Zudem stiegen wir die 570 Treppenstufen zum Tempel des Affengottes Hanuman hoch und genossen einen wunderschönen Ausblick auf Hampi mit einem etwas bewölkten Sonnuntergang.
Wegen dem drückenden Wetter haben wir zwischendurch gemütliche Tage am Wasser eingelegt. Der Weg führte uns teilweise über Stock und Stein, mitten durch Bananenplantagen oder Bewässerungskanäle und war mit FlipFlops manchmal eine kleine Herausforderung, doch die Anstrengung wurde mit einem kühlen Bad oder einer süssen Banane vom Bananenmann bestens belohnt.
Wir wohnten in Virupapur Gaddi, auf der anderen Seite des Flusses, an einem idyllischen Örtchen in einer Bambus-Hütte, von wo aus wir den Affen beim Spielen zugucken konnten. Am letzten Tag wurden wir noch zu einer indischen Hochzeitsfeier eingeladen, leider verpassten wir die Zeremonie, zum Mittagsbuffet kamen wir aber gerade noch rechtzeitig.
Nach einer Woche im mystischen und faszinierenden Hampi zusammen mit Dave, Mareike, Roderick und Petra ging es mit dem Nachtzug weiter nach Mysore.
12.01.12 – 12.03.12
Endlich in Palolem. Palolem heisst bei Meeresrauschen einschlafen, die Hüttchen-Tür öffnen und als erstes den Strand erblicken, sich den ganzen Tag Barfuss und in Badehosen bewegen, bekannte Gesichter treffen oder neue Freunde finden, Bananen-Lassi und Cheese-Garlic-Naan geniessen, gegen Mäuse und Kakerlaken kämpfen und das Wichtigste: Einfach Nichts tun – und wir wurden Meister darin. Wir bewegten uns hauptsächlich im Umkreis von 100 Metern, genossen die Sonne und das Meer, ab und zu gab es eine kleine Shoppingtour an der Mainstreet für Säbi oder eine Runde Beachvolleyball für Sili.
Nach drei resp. vier Wochen kamen unsere Freunde und das Swiss Village war komplett, inkl. Cafe Elvir und Coiffeure Salon Khaarin. Wir erinnern uns gerne an die gemütlichen Abende im Dylan, den Ausflug zum Market nach Anjuna, das Picknick mit Family Travaso an einem versteckten Plätzchen im Cotigao Wildlife Sanctuary und nicht zu vergessen die gute Unterhaltung Dank Kakerlake Kasimir oder Old Monk. Karin durfte noch ihren Geburtstag mit Seafood, Kuchen und Magic-Drink feiern, dafür hat sie uns gratis die Haare geschnitten.
Wieder alleine verbrachten wir nochmals drei Wochen in Palolem und – man glaubt es kaum – wir wurden noch aktiv. Wir feierten mit Mario, dem Chef vom Dylan, Geburtstag, unternahmen mit Dave Töfftouren zum Talpona River und dem Savari Waterfall und genossen ein leckeres indisches Nachtessen bei Sheiku, dem Masseur.
Und dann kam Holi, das indische Frühlingsfest. Am „Fest der Farben“ bewirft man sich mit Farbpulver und Wasser und feiert so den Triumph des Guten über das Böse, sprich den Sieg des Frühlings über den Winter. Unsere Kleider und Taschen waren danach nicht mehr verwendbar, Silis Pass hat das unfreiwillige Bad im Meer jedoch heil überstanden.
Mit dem Kauf des Zugtickets nach Hampi, wurde dann auch mal unsere Abreise aus Palolem Fakt. Ein Mal mehr verbrachten wir wundervolle Tage, Wochen, Monate im Paradies. Und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein…